Die Idee
Ich habe eine Vision, eine Vorstellung von Zukunft. In dieser wandeln gechipte Wesen, Menschen auf zwei Füßen durch Häuserschluchten. Grün und Wald, Erotik und Gefühl werden durch gespeichertes, eingespeichertes Datenmaterial vorgegeben. Smartphones und andere bildgebende Geräte sind out, altmodisch und antiquiert.
Ich habe eine Vision, eine Vorstellung von Zukunft. In dieser wandelt niemand mehr, Wandeln ist zur Überflüssigkeit verkommen. Gechipte Wesen, Menschen, sind überflüssig geworden. Sinnesorgane sind überflüssig geworden, Sinn ebenfalls. Ein System aus Wissen, eine Entwicklung aus dem heutigen Datenmaterial des Internet macht alles Sein unnotwendig, Wissen hat sich selbst gespeichert und agiert selbständig. Menschliches Bewusstsein schöpft aus einem allgegenwärtigen und allmächtigen Systemspeicher.
Ich habe noch eine Vision, noch eine Vorstellung von Zukunft:
In dieser wandeln Menschen, gefühlsorientierte Menschen, zur Phantasie fähige Menschen, erfreuen sich unterschiedlicher Ethnien, die als Bereicherung, nicht störend und bedrohend wahrgenommen werden. Ein Hauch von Frieden, eine Ahnung von Glück zieht durch die Welt!
Woher habe ich diese dritte, diese beruhigend schöne Vorstellung von Zukunft? Momo, Michael Endes Buch hat sie mir eröffnet und mir aus einer Vision Realität gebracht, denn: „Lesen bringt keine Welt in den Kopf. Lesen IST eine Welt im Kopf!“ Es ist die Phantasie, die im Lesen erblüht, eine aus Buchstaben, Wörtern und Sätzen entwickelte phantastische Realität und Wirklichkeit. Ich habe diese lieber als die ersten beiden Vorstellungen.
Heute ersetzt „Bildschirmschauen“ sehr oft das Buchlesen. Das ist bequemer. Es übernehmen, ersetzen sozusagen der Bildschirm von Smartphone und Computer, das Internet die Aufgabe der Phantasieregionen in unserem Gehirn. Dank vorgefertigter Inhalte braucht es scheinbar kein Decodieren und Codieren von Piktogrammen mehr, Piktogramme, die wir Buchstaben nennen, die wir beim Lesen zu Wörtern, zu Sinn gebenden Bildern zusammenfügen. Und so zerstören wir uns durch übermäßige Nutzung sogenannter neuer Medien Phantasie, Phantasiefähigkeit.
Und da liegt ein Problem. Und das behandelt StadtLesen. Und genau deshalb habe ich die Leseförderaktion initiiert.
StadtLesen ist die Antwort auf das Phänomen und das Krankheitsbild des kognitiven Analphabetismus – der Unmöglichkeit, sich zu konzentrieren, der Unmöglichkeit, Phantasie zu entwickeln.
Mit StadtLesen bereiten wir dem Buchlesen eine Bühne, bringen den Menschen ihre oft verloren gegangene Phantasie zurück, behandeln die Entphantasierung der Gesellschaft. Unweigerlich eröffnen Bücher auch Phantasie in den Köpfen ihrer Rezipienten.
Mehr als 3000 Bücher aus dem aktuellen Verlagsprogramm von über 125 Partnerverlagen bringen wir in die StadtLesenStädte und eröffnen damit den Besuchern von StadtLesen die Heilkraft der Bücher. Die Heilkraft der Bücher, die der Entphantasierung entgegenwirkt. Die Heilkraft der Bücher, die Genuss, die Glück bringt.
Wir ziehen mit StadtLesen nun bereits zum sechszehnten Mal von Anfang Mai bis Mitte Oktober durch insgesamt 25 ausgewählte Städte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz; ausgewählt aus insgesamt 351 nominierten Städten.
Ohne viele Helferinnen und Helfer, Gestalterinnen und Gestalter könnte StadtLesen nicht stattfinden. Danke für den großen Einsatz.
Ein Dank an die überregionalen und regionalen Kooperationspartner von StadtLesen und die politisch wie administrativ zuständigen Personen in den StadtLesenStädten. Wir wissen das zukunftsweisende Engagement zu schätzen.
Ich wünsche allen Besuchern der Aktion prächtige, farbenfrohe, bunte Bilder und ein phantastisch phantasievolles StadtLesen.
Und vergessen Sie nicht: „Lesen IST eine Welt im Kopf!“ StadtLesen wird Ihnen diese Welt eröffnen. Sie werden staunen, entzückt sein, verrückt danach sein.
Es ist wahr: „Lesen IST eine Welt im Kopf“,
meint Ihr Sebastian Mettler.